Houzzbesuch: Vom Mut, auf dem Land das Glück zu suchen
Stadtflucht, Landlust – viele von uns sehnen sich nach einem einfacheren Leben. Dieses italienische Paar macht vor, wie man es führen kann
Viele von uns träumen davon. Diese Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint, einfach hinter sich zu lassen. Dem Stadtleben zu entfliehen, sich auf dem Land ein neues Leben aufzubauen. Für die meisten von uns ist das einfach ein Traum, eine vage Idee romantischer Natur. Es braucht viel Mut, Ausdauer und Entschlossenheit, sein alltägliches Leben – so eintönig, traurig und stressig es einem manchmal vorkommen mag – aufzugeben. Aber manche ziehen es durch. Wie Martina Panarese und Maurizio Caruci. Sie sind jung – sie heute dreißig, er fünfunddreißig Jahre –, lieben das Leben und die Natur, sind enthusiastisch und ehrgeizig. Ihre Geschichte ist die einer mutigen und glücklichen Entscheidung.
2013 kehrten die beiden der Stadt Genua den Rücken und zogen in ein Bauernhaus im oberen Borbera-Tal in der norditalienischen Provinz Alessandria – einem magischen Ort an der Schnittstelle zwischen Piemont, Ligurien und der Emilia Romagna, jenseits der üblichen Touristenrouten.
Aber eigentlich hat ihre Geschichte schon Jahre zuvor begonnen. Nachdem er einige Zeit als Lehrer gearbeitet hatte, nahm Maurizio eine Stelle auf einem Bauernhof an, auf dem Gemüse und Obst angebaut und Schafe gezüchtet wurden. Er entdeckte seine Liebe zur Natur und der Arbeit auf dem Land – und träumte ab sofort davon, seinen eigenen Bauernhof zu besitzen. Martina hatte Kommunikationsdesign in Genua studiert und in einer Agentur gearbeitet. Als die beiden sich verliebten, dauerte es nicht lang, bis sie merkten, dass sie diesen gemeinsamen Traum hatten: aufs Land zu ziehen und sich mit ökologischer Landwirtschaft zu beschäftigen.
Aber eigentlich hat ihre Geschichte schon Jahre zuvor begonnen. Nachdem er einige Zeit als Lehrer gearbeitet hatte, nahm Maurizio eine Stelle auf einem Bauernhof an, auf dem Gemüse und Obst angebaut und Schafe gezüchtet wurden. Er entdeckte seine Liebe zur Natur und der Arbeit auf dem Land – und träumte ab sofort davon, seinen eigenen Bauernhof zu besitzen. Martina hatte Kommunikationsdesign in Genua studiert und in einer Agentur gearbeitet. Als die beiden sich verliebten, dauerte es nicht lang, bis sie merkten, dass sie diesen gemeinsamen Traum hatten: aufs Land zu ziehen und sich mit ökologischer Landwirtschaft zu beschäftigen.
Lange suchten sie vergeblich nach einem Bauernhof in den Hügeln vor Genua. Dann stieß ein Freund bei der Fahrt durch das Borbera-Tal zufällig auf eine Gruppe zum Verkauf stehender Ruinen oberhalb einer herrlichen Talebene im Gebiet der Gemeinde Albera Ligure. Von dort oben hat man einen freien Rundumblick. Hügel und Wiesen, soweit das Auge reicht, dazwischen einige aufgegebene Weinberge. Als Martina und Maurizio diesen Ort das erste Mal sahen, war es trüb und regnerisch. Sie verliebten sich trotzdem sofort in ihn.
Es war nicht ganz einfach, die Häuserruinen und das Grundstück zu kaufen, weil es mehrere Eigentümer gab. Die Verhandlungen zogen sich hin. Aber die beiden ließen sich nicht entmutigen. Sie verbrachten viel Zeit im Tal, freundeten sich mit den Menschen vor Ort an. Sie blieben so lange dran, bis es ihnen gelang, alle Eigentümer vor einem Notar zusammenzubringen. Endlich gehörte ihnen ihr neues Zuhause.
Das Borbera-Tal ist kein Ort für jedermann: es liegt recht isoliert, und das raue Klima erschwert die Landwirtschaft. Auch davon ließ sich das Paar nicht abhalten.
Das Borbera-Tal ist kein Ort für jedermann: es liegt recht isoliert, und das raue Klima erschwert die Landwirtschaft. Auch davon ließ sich das Paar nicht abhalten.
Martina und Maurizio begannen mit der Instandsetzung des zweistöckigen Hauptgebäudes (der ehemaligen Scheune). Zwar waren die Außenmauern intakt, aber alles andere fehlte: vom Dach über die Wasser- und Stromanschlüsse bis hin zum Abwasser. Sogar das letzte Stück der Zufahrtsstraße mussten sie noch ausbauen. Beim Wiederaufbau arbeiteten sie mit lokalen Unternehmen zusammen und folgten den Prinzipien des ökologischen Bauens. Sie isolierten die bestehenden Wände mit einer Masse aus Kalk, Lehm und Stroh. Das Dach setzten sie ganz neu auf. Isoliert wird es durch 20 Zentimeter dicke Korkplatten, zwischen diesen und den Ziegeln liegen 10 Zentimeter Luftraum.
Gemeinsam bauten sie ein Vordach, unter dem man essen oder sich an heißen Sommertagen ausruhen kann.
Gemeinsam bauten sie ein Vordach, unter dem man essen oder sich an heißen Sommertagen ausruhen kann.
Das Erdgeschoss besteht aus einem einzigen Raum, der als Küche, Esszimmer und Wohnbereich dient. Im oberen Stockwerk befinden sich Schlafzimmer, Kleiderschrank und Bad. Die Holztreppe, die beide Stockwerke verbindet, hat das Paar eigenhändig gebaut.
Der Platz im Haus ist sehr begrenzt, aber gut organisiert, funktional und individuell gestaltet. Die meisten Möbel und Materialien sind aus zweiter Hand, wie beispielsweise die Eichenholzdielen, die aus einem anderen Haus des Dorfes gerissen worden waren und aufgearbeitet wurden.
Der Platz im Haus ist sehr begrenzt, aber gut organisiert, funktional und individuell gestaltet. Die meisten Möbel und Materialien sind aus zweiter Hand, wie beispielsweise die Eichenholzdielen, die aus einem anderen Haus des Dorfes gerissen worden waren und aufgearbeitet wurden.
Das Marmorwaschbecken kaufte das Paar in einem Geschäft für gebrauchte Möbel in Genua.
Der gusseiserne Holzofen stammt von einem Flohmarkt in Nordeuropa und beheizt das ganze Haus – dank des doppelwandigen Ofenrohrs, das nicht sofort nach draußen, sondern zunächst durch das Obergeschoss führt. Es leitet die Wärme weiter, ohne selbst zu überhitzen.
Auch das Obergeschoss ist einfach und minimalistisch eingerichtet: Eine Stange und einige Bretter bilden den Kleiderschrank, während übereinander gestapelte Obstkisten ein Bücherregal ergeben.
Daneben kuscheln sich die jungen Katzen, Mario und Carlo, gerne zusammen.
Das Bett liegt eine Ebene höher im Giebel. Eine alte Holztruhe dient als Stauraum.
In einer Fensternische haben Mitbringsel und Erinnerungsstücke ihren Platz gefunden.
Das Bad ist mit Souvenirs, Fotos und Ansichtskarten ausgeschmückt. Das Waschbecken wurde in ein Holzbrett eingelassen, antike Spiegel schenken dem Raum mehr Tiefe.
Eine hölzerne Sprossenleiter dient als Handtuchhalter.
Die überdachte Eingangsterrasse, auf der man bei schönem Wetter essen kann, ist der Lieblingsplatz von Martina und Maurizio.
Neben dem Wohnhaus stehen zwei verfallene Gebäude, die gerade erst wiederaufgebaut werden. Dahinter steckt ein weiterer Traum des Paares: die Wiederbelebung der historischen Weinberge im Borbera-Tal.
In der Region gab es früher sehr viele Weinberge, welche die ländliche Bevölkerung zum eigenen Bedarf bewirtschaftete. Aus Achtung vor der Artenvielfalt der Natur mischten sie bis zu dreißig Rebsorten miteinander – ein Prinzip, das in einer professionellen Winzerei heute quasi nicht mehr vorkommt.
Im Zuge der massiven Landflucht ging der größte Teil der historischen Weinberge verloren. Aber zum Glück nicht alle. Das Projekt von Maurizio und Martina sieht die Wiederbelebung der alten Rebstöcke (und mit ihnen der traditionellen Methoden der Landwirtschaft vergangener Zeiten) sowie die Anpflanzung neuer Rebstöcke vor. Seit drei Jahren arbeiten sie nun schon daran, die historischen Weinberge in Ordnung zu bringen und die Stöcke zu beschneiden.
In den beiden Nebengebäuden soll eine Weinkellerei entstehen, samt Verkostungs- und Veranstaltungsraum.
In der Region gab es früher sehr viele Weinberge, welche die ländliche Bevölkerung zum eigenen Bedarf bewirtschaftete. Aus Achtung vor der Artenvielfalt der Natur mischten sie bis zu dreißig Rebsorten miteinander – ein Prinzip, das in einer professionellen Winzerei heute quasi nicht mehr vorkommt.
Im Zuge der massiven Landflucht ging der größte Teil der historischen Weinberge verloren. Aber zum Glück nicht alle. Das Projekt von Maurizio und Martina sieht die Wiederbelebung der alten Rebstöcke (und mit ihnen der traditionellen Methoden der Landwirtschaft vergangener Zeiten) sowie die Anpflanzung neuer Rebstöcke vor. Seit drei Jahren arbeiten sie nun schon daran, die historischen Weinberge in Ordnung zu bringen und die Stöcke zu beschneiden.
In den beiden Nebengebäuden soll eine Weinkellerei entstehen, samt Verkostungs- und Veranstaltungsraum.
Schon heute wird auf der Cascina Barbàn nachhaltige Landwirtschaft betrieben: angebaut werden Tomaten, Zucchini, Paprika, Auberginen, Erbsen und Bohnen, unter diesen auch diese weißen Figino-Bohnen, die für das Tal typisch sind. Das Gemüse wird direkt auf dem Hof und über einige Bioläden in Genua verkauft.
Und dann gibt es noch das Getreide, das ebenfalls nach Prinzipien der nachhaltigen Landwirtschaft angebaut wird. Martina und Maurizio produzieren Mehlmischungen, die durchaus aus drei oder vier verschiedenen Getreidesorten bestehen können.
Und dann gibt es noch das Getreide, das ebenfalls nach Prinzipien der nachhaltigen Landwirtschaft angebaut wird. Martina und Maurizio produzieren Mehlmischungen, die durchaus aus drei oder vier verschiedenen Getreidesorten bestehen können.
Martina und Maurizio sind sehr konsequent, was die Rückkehr zur Natur und zur Einfachheit angeht: Die Arbeit auf den Feldern findet vorzugsweise mit Hilfe der kräftigen Esel – hier Nina – statt, die einen traditionellen Pflug ziehen.
In die Cascina Barbàn kommen häufig Freunde zu Besuch, besonders während der schönen Jahreszeit. Darüber hinaus richtet der Bauernhof in Zusammenarbeit mit der Initiative Borberock immer Ende Juni das Boscadrà-Festival aus. Es soll die Besucher durch Workshops und Seminare zu einer nachhaltigen Lebensweise in Harmonie mit der Natur inspirieren. Während der beiden Festivaltage, die stets auf ein Wochenende fallen, wird über natürliche Ernährung, ökologische Landwirtschaft und Heilpflanzenkunde geredet. Der Abend ist der Musik vorbehalten – es finden Rock- und Popkonzerte regionaler Bands statt.
Auf die Frage ob sie ihr altes Leben vermissen, ob sie etwas anders machen würden, wenn sie noch einmal anfangen könnten, antworteten beide ohne zu zögern mit Nein. In ihren Augen liegt dabei das Strahlen, das nur Menschen haben, die mutig den Weg eingeschlagen haben, den sie schon immer gehen wollten.
Mehr Bilder aus der einfachen Idylle
Weitere Houzzbesuche auf dem Land
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Hier wohnen: Martina Panarese und Maurizio Caruci mit den zwei Eseln Nina und Pioggia, den kleinen Katzen Carlo und Maria, den Hunden Renato und Castagna sowie einer ganzen Anzahl von Hühnern.
In: der Cascina Barbàn bei Albera Ligure, im oberen Borbera-Tal, in der Provinz Alessandria, Italien
Baujahr: im letzten Jahrhundert, Sanierung 2013
Auf: 50 Quadratmetern über zwei Etagen (Küche/Esszimmer/Wohnraum im Erdgeschoss, Schlafzimmer und Bad im Obergeschoss und im Dachboden). Hinzu kommen eine überdachte Terrasse und einige Nebengebäude, die noch nicht saniert sind.
Fotos: Ilaria Pagnan