Houzzbesuch: Mit alten Balken zum modernen Landhaus-Glück
Es gab: eine Bauernhof-Ruine. Es kam: ein budgetbewusster Architekt, der ihre Baustoffe für den modern interpretierten Gehöft-Neubau nutzte…
Alte Scheunen inmitten saftiger Wiesen in direkter Nachbarschaft von Fischerhütten und Meer. So sieht es aus in Kennebunk, einem kleinen Städtchen im Bundesstaat Maine im äußersten Osten der USA. Für Scott und Karen Benezra und ihre zwei Kinder war es der perfekte Ort, um sich hier ein Stück Land zu kaufen. Leider waren weder das alte Bauernhaus noch die Scheune darauf zu retten. Aber statt die alten Gebäude einfach abzureißen, wandten sich die Eigentümer an den Architekten Caleb Johnson, der die Bauten Stück für Stück auseinandernahm, alte Holzsparren und Balken rettete, um daraus zwei komplett neue Gebäude zu schaffen.
NACHHER: Neben dem recycelten Altholz kamen auch neue Materialen zum Einsatz, etwa für die Fassade. Die Eigentümer wählten dafür Abendländische Thuja, ein Holz, zu dem auch Architekt Johnson eine besondere Zuneigung verspürt: „Dank seiner spannenden Optik lässt es sich hervorragend mit alten Materialen kombinieren.“
Das Dach und der Sonnenschutz sind aus Galvalume, Stahlblech mit Alu-Zink-Beschichtung. Im Sommer bietet der Dachüberhang Schutz gegen Hitze, doch im Winter lässt er die tiefstehende Sonne durch, so dass sich das Betonfundament erwärmen kann.
Der moderne, lichtdurchflutete Eingangsbereich hat eine wunderbar luftige Atmosphäre. Bei der Treppe holte sich Johnson Unterstützung von einem Metallarbeiter vor Ort. Traditionelle Drahtseilgeländer sind oft materialintensiv und damit teuer. „Anstatt tausende von Dollar auszugeben und endlos viele Schrauben und Muttern einzusetzen, haben wir einen einfachen Spannmechanismus verwendet, um die Drahtseile zu befestigen“, erzählt er.
Um die Lücken zwischen den hölzernen Trittstufen zu füllen (und den strengen Bauvorschriften zu genügen), verwendete er schlichte Stahlklammern.
Auch im Wohnbereich zeigt sich die Liebe der Eigentümer für rohe Materialien – eine Leidenschaft, die nicht nur ästhetisch motiviert ist, sondern auch finanzielle Gründe hat. Das Altholz passt perfekt zu dem rohen Stahl und dem polierten Beton. Sie ließen es unbehandelt, denn so konnten sie Zeit und Geld für die Oberflächenbehandlung sparen. „Wir hatten nur ein begrenztes Budget und wussten von Anfang an, dass wir kreativ sein müssen, wenn wir all unsere Vorstellungen realisieren wollen“, erinnert sich der Eigentümer Scott Benezra. „Die alten Materialien wiederzuverwenden, lag von daher einfach auf der Hand.“
Für einen coolen Industrial-Look wurden die Stahlträger unverkleidet gelassen. Man kann sogar noch die Stempel aus dem Stahlwerk sehen. „In unserem Haus kommen die unterschiedlichsten Materialien und Stile zusammen – 200 Jahre alte Dielen an der Decke, die immer noch den Stempel des damaligen Holzwerks tragen; Fußböden aus poliertem Beton, nackte Stahlträger und aufgearbeitete Mid-Century-Stücke. Alle zusammen wirkt sehr harmonisch“, schwärmt Benezra.
„Als ich Caleb Johnson erzählte, wie viel Geld wir für die Küche zur Verfügung hatten, dachte er, ich mache einen Scherz, aber ich war mir sicher, dass ich das hinbekommen würde“, so Scott. Also entwarf er die Küche kurzerhand selbst. Als Basis verwendete er einfache Schrankkorpusse von Ikea. Für die Fronten benutzte er das recycelte Kiefernholz aus der alten Scheune. „Wir haben die Küche bewusst schlicht gehalten, damit das alte Holz für sich sprechen kann“, erzählt er. Eigentlich als Provisorium geplant, verliebten sich die Eigentümer in den rohen Look (und in den Preis von knapp 3500 Dollar!) – und so blieb es dabei.
Durch das Panoramafenster in der Küche hat man einen tollen Blick auf einen Brunnen und die hügelige Landschaft der Umgebung. Hier sehen wir ein Nachbarskind an dem 100 Jahre alten, 1,20 Meter breiten Speckstein-Spühlbecken, das die Eigentümer bei einer Haushaltsauflösung gekauft haben.
Die Galerie im Obergeschoss ist mit demselben günstigen Drahtseil-Geländersystem ausgestattet wie die Treppe. Die aufgearbeiteten Deckenbalken im Flur zum Elternschlafzimmer wurden bereits vor dem Einbau mit den Kabeln für die Deckenbeleuchtung versehen. Die Marmeladenglas-Leuchten hat Johnson für nur knapp sieben Euro bei The Home Depot erstanden.
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Im Elternschlafzimmer wecken offene Deckenbalken Erinnerungen an die ehemalige Scheune, während die großzügigen Panoramafenster den Blick auf den umgebenden Wald freigeben. „Genauso sahen früher die Scheunen aus – da wurde auch nichts verkleidet“, so Johnson.
Wandfarbe: Chelsea Gray, Benjamin Moore
Wandfarbe: Chelsea Gray, Benjamin Moore
Die freistehende Badewanne im Badezimmer der Eltern von Kohler kauften die Eigentümer gebraucht von einem Handwerker in Connecticut, der sie bei einer Wohnungsrenovierung ausgebaut hatte. „Sie stammt aus dem Gästebadezimmer eines Wochenendhauses und war bis dato vielleicht zweimal benutzt worden“, so Scott.
Auf der Suche nach Schnäppchen hat Scott regelmäßig die lokalen Läden und die Kleinanzeigen im Internet durchforstet. Eines Tages stieß er auf ein Inserat für einen Kühlschrank von Sub-Zero, den er unbedingt haben wollte … und kaufte am Ende die Rechte zur Verwertung der gesamten Hausrats und -Inventars eines Wohnhauses in Weston, Massachusetts. Der Kauf wurde von einer Nonprofit-Organisation namens Green Goat vermittelt, die darauf spezialisiert ist, Baumaterialien und Inventar aus Häusern zu retten, die renoviert oder abgerissen werden sollen.
Aus diesem Deal stammen fast alle im Haus verwendeten Sanitär- und Elektroanlagen, Küchengeräte (neben besagtem Kühlschrank auch noch ein Geschirrspüler von Miele – beide sogar noch mit Garantie!) sowie die Badezimmer-Armaturen und dieser Waschtisch im Gästebadezimmer.
Aus diesem Deal stammen fast alle im Haus verwendeten Sanitär- und Elektroanlagen, Küchengeräte (neben besagtem Kühlschrank auch noch ein Geschirrspüler von Miele – beide sogar noch mit Garantie!) sowie die Badezimmer-Armaturen und dieser Waschtisch im Gästebadezimmer.
Auch das Etagenbett im Kinderzimmer von Orie stammt aus dem Haus in Weston. Johnson hat es direkt in der Wand verankert, so dass keine Bettpfosten den offenen Look stören. Der loftartige Spielbereich verfügt außerdem über ein kleines Fenster und einen Geheimgang.
Die türkisfarbene Stalltür, die das Spielzimmer mit dem offenen Flur verbindet, ist ein weiteres Fundstück. „Wir haben nicht eine einzige Tür neu gekauft“, so Johnson.
Dank cleverer Tricks wie diesem gaben die Eigentümer für ihr Haus samt Einrichtung rund 2400 Dollar pro Quadratmeter aus. Zum Vergleich: Die meisten von Johnsons Kunden investieren für Projekte dieser Größenordnung 3750 Dollar pro Quadratmeter! „Auch für mich war das Projekt eine echte Erfahrung in Sachen erschwingliches Design“, so Johnson.
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Hier wohnen: Scott und Karen Benezra mit ihren Söhnen Emmett (9) und Orie (6)
In: Kennebunk, Maine, USA
Experte: Caleb Johnson von Caleb Johnson Architect + Builders
Das neue Zuhause der Familie besteht – genau wie das frühere Gehöft – aus zwei Gebäuden, allerdings durch einen modernen Glaseingang verbunden. „Die Gebäude sind eine Neu-Interpretation des alten Ensembles aus Scheune und Bauernhaus. Wir haben die Materialien der alten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert genommen und etwas ganz Neues daraus gemacht“, so Johnson.